Warum soll der Osterholz – Wald gerodet werden?
Warum soll der Osterholz – Wald gerodet werden?

Warum soll der Osterholz – Wald gerodet werden?

An der Stadtgrenze von Wuppertal und Haan-Gruiten (NRW) blicken im Osterholzer Wald circa 1000 Bäume ihrem Tod entgegen.
Denn über fünf Hektar alter Wald soll einer sogenannten Abraumhalde für unbrauchbares Material aus dem angrenzenden Steinbruch der Firma Oetelshofen weichen. 

In diesem Steinbruch baut Oetelshofen Kalk ab und verarbeitet diesen. Während sie sich dabei als Schutzbefohlene eines einzigartigen von ihnen erschaffenden Lebensraumes sehen, stoßen sie große Mengen an Kohlenstoffdioxid-Emissionen und Feinstaub in die Luft. Aber auch durch dieses Greenwashing kann Oetelshofen die Rodungen, die Umweltschädlichkeit der Kalkgewinnung und die Unterstützung des Energiekonzerns RWE nicht vertuschen. 

Denn es hat sich ein großes Bündnis gebildet, das sich gegen die Rodung des Osterholzer Waldes wehrt.

Dieses Bündnis namens “Osterholz bleibt” besteht aus 28 einzelnen Gruppen und Organisationen. Mit Mahnwachen, Waldspaziergänge, dezentrale Demos und einer Waldbesetzung protestieren sie gemeinsam seit 2019 gegen Oetelshofen und den Beschluss zur Rodung der Bezirksregierung Düsseldorf. Ihr Erfolg ist klar sichtbar: Nach zwei Jahren steht der Wald noch immer. 

Kalk, Wald, Greenwashing, Aktivismus und Kohle – Wie kann das alles zusammenhängen?

Um das aus dem Boden gewonnene Gestein nutzen zu können, muss es erstmal verbrannt werden. Dabei wird im Kalkstein gebundenes Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt. Zusätzlich zu diesen CO2-Emissionen betreibt Oetelshofen auch zwei ihrer Kalkbrennöfen mit Braunkohle. So stießen sie beispielsweise 2018 243.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid aus. 

Ganz in der Nähe, im rheinischen Braunkohlerevier, betreibt der Energiekonzern RWE diverse Braunkohlekraftwerke und baut in verschiedenen Tagebauten, die zur Energiegewinnung benötigte Braunkohle ab. Bei der Verbrennung von Braunkohle entsteht sogenanntes Rauchgas bestehend aus verschiedenen Gasen, (wie Stickstoff, Kohlenstoffdioxid und Schwefeldioxid) und Festpartikeln (wie Flugasche und Ruß). 

Die Problematik des Millionen-Tonnen großen Ausstoßes von Kohlenstoffdioxid und besonders die Folgen für das Klima sind in unserer Gesellschaft weitgehend bekannt. 

Aber während Kohlenstoffdioxid einfach an die Luft abgegeben werden darf, müssen Schadstoffe wie Schwefeldioxid aufgrund von europäischen Grenzwerten bestmöglichst aus den Abgasen gefiltert werden. 

Denn wenn Schwefeldioxid in die Atmosphäre gelangt, kann eine chemische Reaktion stattfinden und Schwefelsäure entsteht. Diese ist die Ursache für sauren Regen, der Tiere, Pflanzen und den Menschen starken Schaden zufügen kann.

Um also Schwefeldioxid aus dem Rauchgas der Braunkohlekraftwerke zu filtern braucht RWE in ihren Entschwefelungsanlagen Kalk und da kommen Oetelshofen (und auch andere Kalk verarbeitende Firmen) als Lieferant*innen ins Spiel. 

Natürlich: Auf den ersten Blick sorgt Oetelshofen so für die Minimierung von giftigem Rauch aus den Braunkohlekraftwerken und so stellen sie sich auch da:

“[Wir] beliefern das Werk mit Umweltschutzprodukten aus Kalk, die zur Reinigung ihrer Abgase eingesetzt werden”

Webseite Oetelshofen

Doch letztendlich machen sie es RWE durch die Belieferung mit Kalk überhaupt erst möglich umweltschädlichen Strom aus Braunkohle zu produzieren.

Aber zurück zum Osterholzer Wald: Beim Abbau im Steinbruch Osterholz entsteht wie in jedem anderen Steinbruch viel Material, das die Abnehmer*innen nicht haben wollen. Also will Oetelshofen Abfall bestehend aus Sand, Lehm und ungenutztem Kalkstein möglichst kostengünstig, also nahe am Steinbruch, ablagern und genau dafür den Osterholzer Wald roden.

In Gesprächen mit der Stadt zeigte sich die Firma nach einigen Gesprächen bezüglich Alternativlösungen nicht offen, da diese zu kostspielig seien.

Außerdem bewies ein Klima-Gutachten vom Deutschen-Wetterdienst erst vor kurzem den bereits schon 1,4°C hohen Temperaturanstieg in Wuppertal und die damit zusammenhängenden Extremwetter-Ereignisse. Die im Zuge dessen ausgesprochene Empfehlung fällt klar aus: Es dürfen in und um Wuppertal keine weiteren Grünflächen verschwinden und eigentlich sollten noch zusätzliche entstehen. Während die Gruben vom Steinbruch Osterholz “Hitzeinseln” seien, habe der rodungsgefährdete Osterholzer Wald einen kühlenden Effekt so der Deutsche-Wetterdienst. 

Oetelshofen hält dagegen, dass sie im Zuge der Rodung des Osterholzer Waldes an einem anderen Ort eine Neu-Aufforstung betreiben würden. Natürlich – neue Wälder und Grünflächen sind, solange es sich dabei nicht um Monokulturen handelt, immer gut und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Allerdings ist das was Oetelshofen hier betreibt offenes Greenwashing. Denn die Speicherfähigkeit von Kohlenstoffdioxid und Feuchtigkeit ist bei alten Wäldern bedeutend höher als bei jungen Bäumen.
Ganz vereinfacht gesagt kann mehr Holz mehr speichern. 

Außerdem ist der Osterholzer Wald der Lebensraum einiger bedrohten Tierarten. Dazu gehört eine Fledermaus- und eine Krötenart.

Also gibt es viele Bemühungen den Wald zu schützen:

Es gibt also mehr als einen nachvollziehbaren Grund den Osterholzer Wald zu schützen und daher kämpfen die Beteiligten vom Bündnis “Osterholz bleibt” für den Erhalt des Waldes. So hat die Gruppe “Jeder Baum zählt” am 15. August 2019 den Wald besetzt. Seitdem wird sich z.B. durch den Bau von Baumhäusern und Barrikaden auf den Tag X, den Tag der Räumung des Waldes, vorbereitet. Regelmäßige Proteste ziehen viele Menschen aus der Klimagerechtigkeits-Bewegung, aber auch aus der direkten Umgebung an. In Form von Waldspaziergängen wird Wissen über den Wald und die Situation vermittelt. 

Dementsprechend einzigartig ist es, wenn man den Wald betritt: Schon einige hundert Meter vor der dem roungsgefähredeten Waldstück sind Wege mit Barrikaden aus Baumstämmen für Fahrzeuge versperrt. Spaziergänger*innen und Besucher*innen kommen natürlich problemlos durch. In dem rodungsgefährdeten Waldstück leben viele Menschen in selbstgebauten Baumhäusern hoch oben in den Bäumen. In der Mitte des Camps gibt es auch einige Strukturen am Boden. Dort wird gemeinsam gekocht, am Feuer sich aufgewärmt und Besucher*innen empfangen. 

Ziel all dieser Bemühungen ist: Die Kosten einer Räumung durch Polizeieinsätze in die Höhe zu treiben und somit den Osterholzer Wald zu retten. 

Aktuell laufen noch Klagen gegen den Beschluss der Bezirksregierung Düsseldorf. Außerdem veröffentlichte die Fridays for Future Ortsgruppe Wuppertal einen offenen Brief, in dem nochmals gefordert wird, vor der Räumung eine Sondierung des Kampfmittelräumdienst durchzuführen. Damit sollen sowohl Aktivist*innen, als auch an der Räumung beteiligte Polizist*innen geschützt werden. Aber bisher scheint Oetelshofen diese Bitten zu ignorieren. 

Seit einiger Zeit versucht die Polizei die Mahnwache, die sich ein kleines Stück außerhalb des rodungsgefährdeten Waldstücks befindet, weiter weg zu verlegen. Auch ein Polizei-Helikopter und regelmäßige Begehungen von Polizist*innen, sowohl in Uniform als auch in Zivil, lassen also vermuten, dass sich die Situation bald zuspitzt.

Die Aktivist*innen rechnen daher mit einer baldigen Räumung

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